Das schafft manch namhafter Künstler nicht: Das Verbandsjugendorchester (VJO) des Kreismusikverbandes Germersheim hat am Sonntag den 500 Zuschauer fassenden Saal in der Wörther Festhalle gefüllt. Das junge Auswahl-Orchester präsentierte seinen Zuhörern „musikalische Postkarten“ aus verschiedenen Ecken dieser Welt.
Unter der Leitung des Projektdirigenten Siegfried Rappenecker startete das VJO olympisch in das Jahreskonzert. Die große Ouvertüre des belgischen Komponisten Jan van der Roost mit dem Titel „Olympica“ wurde 1992 für die japanische Nagano Community Band geschrieben. Schon der Einstieg mit dem Stab-Glockenspiel zeigte auf, dass hier ein abwechslungsreiches und überraschendes Stück dargeboten wird. Rappenecker selbst, der in Karlsruhe Orchestermusik studierte, absolvierte einen Meisterkurs bei van der Roost. Im vergangenen Jahr wurde der langjährige Dirigent des VJO, Fabian Metz, verabschiedet. Metz selbst war neben zahlreichen Gästen aus Musik und Politik unter den Ehrengästen. Rappenecker wählte das Thema der Postkarte, da diese in diesem Jahr 150. Jubiläum.
Die zweite musikalische Grußkarte kam aus dem US Bundesstaat New York, genauer aus dem Naturschutzgebiet der Catskill Mountains. Auch hier gelang es dem VJO, durch seine Musik die Landschaft vor dem geistigen Auge der Zuhörer erscheinen zu lassen – die weite Landschaft, das Wandern, Gefahren und Begegnungen, bis hin zum Tanz im Saloon. Johan de Meij wählte für seine Komposition Lieder aus amerikanischer und europäischer Volksmusik.
Vor der Pause dann noch ein Ausflug nach Japan. Seine „Impressions of Japan“ in drei Abschnitten stellte James Barnes 1992 fertig. Moderatorin Janina Metz bereitete die Zuhörer auf das durch kurze Töne dargestellte Aufblitzen von Sonnenstrahlen über einem japanischen Dorf vor und die donnernden Trommeln, bei denen das Schlagwerk seinen großen Auftritt hatte. Fernöstliche Klänge mit hoher Intensität, gekonnt dargeboten vom mit derzeit 55 Musikern besetzten VJO.
Nach „Gold Rush!“ von Shin’ya Takahashi entführte das Orchester seine Gäste in die 1920er-Jahre. Es war jedoch keine Zukunftsmusik, die hier mit „Bright Lights…City Nights“ von Paul Hart zum Besten gegeben wurde, sondern eine Reise in die Vergangenheit, hinein in das wilde, beschwingte Stadtleben. Aber auch Passagen, die fast militärisch klingen, tauchen auf.
Ein Hinweis auf schwierigere Zeiten? Janina Metz gab den Besuchern mit auf den Weg, ihre ganz persönliche
Postkarte mit sich nach Hause zu tragen. Rappenecker bescheinigte seinen Musikern eine „tolle Entwicklung“ seit dem Beginn der gemeinsamen Proben im vergangenen September. Eine weitere Zusammenarbeit könne er sich durchaus vorstellen – „wenn das Orchestermöchte“.
Zum Finale ging es dann noch nach Paris, genauer in die Oper und zu dessen bekanntem Phantom. Nach der Musik von Andrew Lloyd Webber durften sich die Auswahl-Musiker den hochverdienten Applaus abholen, den die Besucher der Festhalle Wörth stehend spendeten. Als Dankeschön gab es eine Zugabe aus „Phantom der Oper“ und einen Marsch aus der Filmmusik von „Schlacht um Midway“.
(Text: Markus Burck)